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Autark sein – Thorsten Schröder im Gespräch

Autark sein - Thorsten Schröder im Gespräch
Autark sein - Thorsten Schröder im Gespräch

Der Tagesschausprecher Thorsten Schröder ist ein begeisterter Radreisender. Über 40.000 Kilometer hat er in den letzten Jahren zurückgelegt – rechnerisch einmal um die Erde. Seine Touren führten ihn unter anderem nach Neuseeland, Laos, Pakistan, Chile, Südafrika, Rumänien – und zu sich selbst.

Sie sind leidenschaftlicher Fahrradfahrer und seit mehr als 20 Jahren auf zwei Reifen unterwegs. Was verbinden Sie für sich mit dem Begriff „Freiheit auf zwei Rädern“?

Da ich auf meinen Radreisen immer alles dabeihabe, was ich zum Leben benötige – Kocher, Zelt, Grundnahrungsmittel –, verbinde ich damit wirklich sehr viel Freiheit, denn ich bin autark und kann einfach losradeln. Freiheit auf zwei Rädern bedeutet für mich das Gefühl, ohne Einschränkungen, Zeitvorgaben und ohne konkretes Ziel mit dem Rad die Natur zu genießen.

Fahren Sie ohne jegliche Reiseplanung los?

Grob schon. Natürlich gibt es immer einen Ausgangspunkt, an dem man mit der Bahn oder dem Flugzeug ankommt – und der Tag, an dem es zurückgeht, ist geplant. Zudem suche ich mir immer einige Highlights heraus, doch im Großen und Ganzen lasse ich mich treiben. Ich bin kein Fahrradreisender, der seine Strecke metergenau plant nach dem Motto: An einem bestimmten Tag muss ich zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sein – das würde mir die Freude am Radreisen nehmen. Ich möchte auf einer Strecke links oder rechts abbiegen können und alles auf mich zukommen lassen.

Wie kamen Sie zum Reisen mit dem Fahrrad?

Bevor ich das Radreisen entdeckt habe, war Urlaub für mich als Student immer ganz selbstverständlich „Sonne, Strand und Meer“. Aber das hat mich ziemlich gelangweilt und ich wollte immer schon nach wenigen Tagen zurück. 1990 hat mich ein Kumpel gefragt, ob ich Lust hätte, ihn bei einer Radreise nach Osteuropa zu begleiten. Das war alles sehr spannend, der Eiserne Vorhang war gerade erst gefallen, und die zu entdeckenden Länder wie Rumänien und Bulgarien waren faszinierend. Wir haben gecampt, wo wir Lust hatten, haben interessante Menschen getroffen, sind durch wunderschöne Natur geradelt, und ich habe das erste Mal gefühlt, was Freiheit bedeutet – gepaart mit einem heftigen Kulturschock.

Inwiefern?

Solche Reisen sind großartige Erlebnisse: Wir treffen auf gastfreundliche Menschen, zum Beispiel den Bauern, der uns frische Milch oder Früchte schenkt. Oder wir sitzen auf einen Yak-Joghurt bei Uiguren im Steinhäuschen oder auf einen Tee bei Pakistanern im Holzhaus. Manchmal nehmen wir das Trinkwasser aus einem Fluss und waschen uns dort den Schweiß des Tages vom Leib. Es ist auch ein bisschen Abenteuer, und es erdet, weil ich sehe, unter welchen Umständen andere Menschen leben.

Was waren Ihre schönsten Reiseerlebnisse?

Der direkte Kontakt zu den Menschen vor Ort ist mein Highlight auf jeder Reise. Ob in Laos oder Lesotho, überall waren wir willkommen. Manche laden einen sogar zum Essen ein oder man trinkt etwas miteinander. So erlebt man die tollsten Geschichten und bekommt einen kleinen Einblick in das Leben der Einheimischen.

Woran liegt die Herzlichkeit Ihrer Meinung nach?

An der Offenheit, die diese Art des Reisens vermittelt. Wir machen uns die Mühe, mit dem Fahrrad durch das Land zu fahren, fragen auch mal nach Wasser oder wo man etwas zu essen bekommen kann, und sind verschwitzt. Dadurch ist die Schwelle, miteinander in Kontakt zu kommen, nicht so hoch – ganz anders, als wenn man mit dem Bus oder Auto vorbeifährt und vielleicht nur mal für ein schnelles Foto rausspringt.

Welche Landschaften reizen Sie bei Ihren Radreisen am meisten?

Ich mag Berge, weil die Landschaften meist eindrucksvoller, abwechslungsreicher und grüner sind. Perfekt ist, wenn wir dann noch an einem Bach oder an einem rauschenden Fluss vorbeiradeln. Beispielsweise in Frankreich findet man genau das. Ich liebe den südöstlichen Teil des Landes, vor allem aber die Pyrenäen.

Wohin geht Ihre nächste Reise?

Meine letzte Reise ist schon vier Jahre her, weil ich dann den Ironman für mich entdeckt und daher die letzten Urlaube immer in Trainingscamps verbracht habe. Meine Freundin hat aber schon angemeldet, dass sie unbedingt durch Kuba radeln möchte, und mich persönlich reizt noch der Iran. Diese beiden Touren möchte ich in den nächsten Jahren machen.

Wie kam es zu der Ironman-Leidenschaft?

Triathlon mache ich gefühlt ja schon seit Jahrtausenden (lacht). Da ich Herausforderungen mag und gerne an meine Grenzen gehe, reizte mich die Langdistanz beim Triathlon. Abschreckend war zunächst das viele Training, aber dann hat mich die Leidenschaft gepackt, und so ein Rennen ist einfach ein unglaubliches Erlebnis. Jetzt möchte ich mich noch für den legendären Ironman auf Hawaii qualifizieren und dort starten. Danach kann ich wieder auf Fahrradreise gehen.

Finden Sie die Freiheit auch im alltäglichen Fahrradfahren?

Im Alltag fahre ich auch Fahrrad, aber nicht so gerne. Denn in Hamburg gleicht das oft eher einer Tortur als einem Freiheitsgefühl, auch wenn sich die Lage langsam verbessert. Es gibt noch viel zu tun, um den Menschen in Hamburg – und sicher auch in anderen Großstädten – ein entspanntes und sicheres Fahrradfahren zu ermöglichen. Weil Radeln aber fit hält und dem Klima hilft, unterstütze ich die Kampagne „STADTRADELN“, um Menschen zu motivieren, das Auto öfter stehen zu lassen und das Rad zu nutzen. Damit das besser klappt, muss die Politik noch einiges tun, beispielsweise den Ausbau von Radwegen vorantreiben.

Fotos: Thorsten Schröder (privat)

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