Home » Abenteuer » Motorrad » Es gibt keine Grenzen
Abenteuer

Es gibt keine Grenzen

Es gibt keine Grenzen
Es gibt keine Grenzen
Fotos: Herbert Schwarz/privat

Mit seinen Motorrädern ist der Weltenbummler und Abenteurer Herbert Schwarz (Founder & CEO der Touratech AG) seit den 80ern auf allen Kontinenten unterwegs. Ein Gespräch über Fahren ohne Grenzen, die schönsten Plätze der Welt und Teamgeist auf zwei Rädern.

Sie bereisen seit einigen Jahrzehnten die verschiedensten Regionen dieser Erde. Wie kam es dazu?

Meine Eltern haben mich mit dem Virus angesteckt. Die reisten schon in den 60er-Jahren mit Rucksack und öffentlichen Verkehrsmitteln überall auf der Welt. Sie brachten tolle Bilder und Erzählungen mit. Genauso mache ich es heute auch. Nur eben auf dem Motorrad.

Wie viele Kilometer sind Sie denn bisher in wie vielen Ländern gefahren?

Es sind jetzt rund 850.000 Kilometer. Aber nicht so viele Länder, knapp 50.

Das sind nicht so viele Länder?

Bleiben ja noch 150 (lacht).

Warum haben Sie sich für das Motorrad entschieden?

In einem Auto fühle ich mich wie in einem geschlossenen Aquarium. Auf der Maschine spüre ich alle Umwelteinflüsse wie Gerüche und Temperaturen. Ich bekomme alles hautnah mit. Man ist auch näher dran an den Menschen. Die können Sie anfassen und fühlen sich Ihnen verbunden, weil ihre eigenen Transportmittel in der Regel Fahrrad, Pferd oder eben Motorrad sind. Autos stehen in vielen Ländern dagegen als Synonym für Reichtum. Ein Motorrad ist da wie ein Türöffner. Natürlich lassen sich mit einem Einspurfahrzeug auch schwierige Strecken leichter fahren.

Die „Freiheit auf zwei Rädern“  ist sprichwörtlich – was bedeutet sie für Sie?

Sie ist etwas ganz Besonderes, weil man wirklich überallhin fahren kann. Es gibt keine Grenzen. Ich brauche das auch als Ausgleich zum normalen Alltag. Innerhalb von zehn Minuten schalte ich um vom Arbeits- in den Reisemodus und wieder zurück.

Wie reisen Sie am liebsten – starten Sie mit konkretem Ziel oder lassen Sie sich vom Weg leiten?

Ich suche ein Land aus und informiere mich über die Highlights. Vor Ort fahre ich dann einfach los und lasse mir von Einheimischen Tipps für Strecken geben. Oft weiß ich morgens nicht, wo ich übernachte. Meistens schlafe ich im Zelt. Früher wegen der Kosten, heute übernachte ich damit an den schönsten Plätzen der Welt. Denn in der Regel gibt es an denen kein Hotel.

Welche war Ihre beeindruckendste Reise?

Sehr berührend war eine Fahrt rund um den Lake Victoria in Afrika mit den Ländern Kenia, Tansania, Ruanda, Uganda und Burundi. Wegen des vielen Matsches der Regenzeit gestaltete sich die Strecke sehr schwierig. Beeindruckend waren die gastfreundlichen und fröhlichen Menschen. Sie genießen oft mit sehr wenig ein zufriedenes Leben. Das relativiert eigene Probleme im Alltag. Spannend war auch Tibet im Jahr 2002. Kaum jemand sprach dort Englisch, und auf 5.500 Meter Höhe herrschten zehn Grad minus.

Wo findet man in Tibet denn Tankstellen?

Wir hatten Motorräder mit Extratanks für eine Reichweite von 750 Kilometern.

Zuletzt haben Sie Neuseeland mit Ihrer Familie auf zwei Motorrädern durchquert. Was bedeutet es für Sie, mit der Familie – speziell mit zwei Kindern – auf Motorrädern zu reisen?

  Diese Fahrt war noch in der Zeit möglich, bevor sie zur Schule mussten. Meine Frau und ich haben uns dafür extra ein Gespann aufbauen lassen. Da können beide Jungs hintereinander im Seitenwagen sitzen. Gemeinsam sind wir schon 70.000 Kilometer gefahren. Die Menschen vor Ort sind wegen der Kinder noch offener. Ich fahre sie aber auch hin und wieder mit dem Motorrad die 15 Kilometer zur Schule.

Was raten Sie denn Anfängern, die Gefahren von Motorrädern fürchten?

Ich habe früher als Zivildienstleistender im Rettungsdienst gearbeitet. Allein deshalb kenne ich die Vorteile des Helms. Ich trage ihn immer.

Stört der nicht beim schönen Gefühl des freien Fahrens?

Dafür können Sie auch das Visier aufmachen. Dann spüren Sie schon Regen, Düfte oder Kälte. Generell sollte man als Motorradfahrer vorausschauend fahren. Ich hatte nur einmal eine brenzlige Situation in Italien, bei der ein Busfahrer einen Fehler machte. Aber auch er war glücklich, dass nach dem Zusammenstoß nur mein Motorrad defekt war. Wenig später konnte ich weiterfahren.

Ihr nächstes Projekt lautet „United People of Adventures“ – was hat es damit auf sich?

Wir werden Mitte April in zehn Tagen auf Eintausend Kilometern Madagaskar entdecken. Da geht es durch Dschungel und Matsch und am Meer entlang.

Der Clou ist, dass wir in einem großen Team unterwegs sind. Die anderen sechs männlichen und weiblichen Teilnehmer, neben meiner Frau Ramona und mir, sind im Alter von 25 bis 58 Jahren und kommen aus Asien, Europa, Afrika, Australien und Nord- und Südamerika. Jeder fährt ein anderes Motorrad und konnte sich vorher für das Projekt bewerben. Unser Motto lautet: „Zusammen sind wir stärker.”

Lassen Sie das Motorrad auch mal stehen und steigen auf andere Zweiräder wie ein Fahrrad um?

Ja, ich bin auch leidenschaftlicher Mountainbiker. Hier im Schwarzwald, wo wir wohnen, fahre ich damit direkt ins Grüne.

Als unsere Kinder noch klein waren, waren wir mit ihnen einen Monat im westlichen Teil von Kuba unterwegs. Die Räder haben wir dafür mit Anhängern ausgestattet. Um eine Strecke abzukürzen, sind wir dort einen Tag lang mal auf der Autobahn gefahren. Es gab dort einfach keine Autos.

Irgendwann hielt uns jedoch die Polizei an. Die Beamten meinten: „Hört mal zu, wir wissen ja, dass man hier prima fahren kann. Aber manchmal sind auch Autos unterwegs. Fahrt also wenigstens nicht nebeneinander.” Danach radelten wir brav hintereinander. Aber weiter auf der Autobahn. (lacht)

Nächster Artikel