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Luxusreisen – wild und lässig

Luxusreisen wild und laessig
Luxusreisen wild und laessig
In zahlreichen Luxushotelketten ist das Erlebnis standardisiert und angestaubt und verschenkt die Chance, das Erleben der jeweiligen Kultur & Umgebung zu intensivieren. Foto: Julia Malchow

Reiseexpertin Dr. Julia Malchow, Gründerin von „Unforgettable Journeys“, spricht im Interview über „Barfuß-Luxus“ und die Idee der Individualreise.

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Dr. Julia Malchow

Gründerin von „Unforgettable Journeys“

Frau Malchow, was ist „Barfuß-Luxus“?

Eine sehr entspannte, lässige, wilde Form von Luxus. Das fing an mit ganz kleinen Lodges an einsamen Stränden und exklusiven Orten – wo man eben barfuß rumläuft. Ohne Dresscode.

Und es hat viel mit ungewöhnlicher Unterbringung an abgeschiedenen Orten zu tun: naturintensiv, ähnlich dem Gefühl von Zelten und Lagerfeuer von früher, mit entspannt perfektem Service, mit Leichtigkeit und der Konzentration auf das Wesentliche.

Freiheit deluxe . Ein lustvolles Hands-on Erlebnis. Es ist eine Form von entmaterialisiertem Luxus, die öffnet für die Welt, in der man gerade ist und die im Kopf ganz viel freisetzt an Euphorie und an Inspiration.

Ein Gegensatz zum klassischen Verständnis von Luxus, wo man „im Palast“ wohnt, der im Prinzip überall stehen könnte.

Allerdings. Es gibt wunderschöne Häuser. Aber in zahlreichen Luxuskettenhotels ist das Erlebnis standardisiert und angestaubt und verschenkt die Chance, das Erleben der jeweiligen Kultur und Umgebung zu intensivieren.Denn man erlebt auch sich selbst anders, so „barfuß“. Und das muss man wollen, darauf muss man sich einlassen.

Diese Art zu reisen ist das Gegenteil vom klassischen Urlaubsziel „Abschalten“. Es geht ums Anschalten, ums Erleben, ums Dasein. Darum, Neues zu erleben, sich selbst im Unbekannten zu erfahren. Was genial ist, da es viel Gesprächsstoff bietet für die gemeinsam Reisenden.

Foto: Julia Malchow

Wer interessiert sich denn für Individual- und Erlebnisreisen?

Zum einen sind es viele Selbstständige, Unternehmer, Ärzte, Agenturbesitzer – Menschen, die hohe Erwartungen an sich und das Leben haben. Menschen, die ihr Leben selbst gestalten, und dann eben auch auf Reisen nicht einem standardisierten Programm hinterherleben wollen, sondern ein für Sie maßgeschneidertes Erlebnis suchen.

Wie individuell sind diese Individualreisen? Wie weit geht das ins Detail?

Wenn man es ernst meint mit dem Konzept, dann ist das maximal individuell. Die Begrifflichkeiten werden natürlich im Marketing oft missbraucht; da steht auf jedem zweiten Prospekt „Ihr individueller Traumurlaub!“ Das ist fast schon wieder lustig – wenn es individuell wäre, gäbe es ja keinen Prospekt.

Ist auf solchen Reisen dann ein ständiger Begleiter dabei, damit alles perfekt verläuft? 

Das hängt auch von den Gästen ab. Und der jeweiligen Region. Hier geht alles. Wer das möchte, könnte sich natürlich auch „da draußen“ zu 100 Prozent verwöhnen lassen.

Aber eigentlich geht’s ja gerade darum, frei zu sein, weniger zu brauchen, wegzulassen. Natürlich werden die angesprochenen „magischen Momente“ sehr gut vorbereitet. Aber dann ziehen die Organisatoren sich zurück. Beim Picknick am einsamen Strand oder beim Dinner im Baumhaus muss ja nicht unbedingt immer ein Kellner danebenstehen. (lacht) und wenn man ein Mini-Kino in der Wüste aufbaut, hat man eben ein bisschen Personal vor Ort.

Foto: © Amazing Escapes

Muss man mutig sein,um solche Reisen zu machen?

Finde ich eine super spannende Frage. Einerseits ist immer ein bisschen Abenteuer dabei – wie viel ist gestaltbar und auf den jeweiligen Gast zugeschnitten. Mut braucht man für das große Abenteuer intensiv zu leben. Man muss sich darauf einlassen können, auf das Neue, auf das Unbekannte. Und was es mit einem macht. Diese Lebenseinstallung teilen Menschen, die sich auf solche besonderen Reisen begeben.

Geht es immer um ein Ziel, eine Reise – oder werden auch längere Reisen mit vielen Stationen organisiert?

Auch da sind der Fantasie wirklich keine Grenzen gesetzt. Vom Wochenende in Marokko in einem coolen Wüstencamp und einer Wanderung im unberührten Atlas bis zur drei-, viermonatigen Weltreise ist alles möglich. Andererseits allerdings eher die Sorte Abenteuer, die ich „soft adventure“ nenne.

Es geht nicht ums Bungee-Springen. Mut braucht man eher für die Erfahrung an sich, für die Art zu leben, vielleicht auch für die Konfrontation mit sich selbst. Man muss sich darauf einlassen können, auf das Neue, auf das Unbekannte. Wenn man so zusammen reist, erlebt man ja auch den Partner, die Freunde, die Kinder nochmal anders.

Geht es denn immer um exotische, spektakuläre Orte? Oder geht’s auch mal in den Schwarzwald? Nach Sylt?

Nein, (lacht) also Schwarzwald und Sylt weniger. Nicht, weil es in der Nähe nicht auch wunderschön sein kann. Aber dort schaffen es Urlauber meistens selbst, sich etwas Besonderes zu organisieren.

Foto: © Amazing Escapes

Stimmt. Jetzt wo Sie es sagen, das könnte eine ziemlich alberne Frage gewesen sein.

Nicht unbedingt. Die Aufgabe bei unvergesslichen Reisen besteht genau darin, Erlebnisse zu ermöglichen, die man eben nicht selbst so nebenbei organisieren oder im Reisebüro buchen kann.

Es geht beim Erlebnis-Luxus allerdings auch nicht nur ausschließlich um Exotik und atemberaubende Natur, sondern auch um den Kontext, die Geschichte, die Energie eines Ortes.

Zum Beispiel: in Ecuador auf den Spuren Alexander von Humboldts wandeln und genau da picknicken, wo der auch seinen Tisch aufgeklappt hat. Oder Galapagos und Darwin, oder Machu Pichu und die Kolonialgeschichte – bei Luxusindividualreisen gehört es auch zum Konzept, dass die Gäste mit Informationen, mit Büchern, auch mit Gesprächspartnern in Berührung gebracht werden. 

Das Gegenteil vom Bustourismus nach dem Motto „Alle Mann raus, fünf Minuten Fotos machen, dann geht’s weiter!“ 

Absolut. Große Menschenmengen und auf Massentourismus ausgelegte Infrastruktur machen keinen Ort schöner. Bei Individualreisen spielt auch immer die Suche nach dem etwas Abgelegenen, dem noch Unentdeckten abseits vom Mainstream eine Rolle.

Das unterscheidet sich von Region zu Region: in Peru gibt es schon Massentourismus, aber auch genug Platz links und rechts daneben. Für dieses Wissen braucht man den Experten.

In anderen Gegenden gibt es von vornherein Restriktionen, auf Galapagos zum Beispiel will man gar keinen Massentourismus; und dann gibt es natürlich noch Orte wie den Amazonas in Peru und Ecuador, die für große Gruppen noch gar nicht erschlossen sind.

Foto: Julia Malchow

A propos Amazonas. Sie gelten als „Reisepionierin“. Wie können wir uns das vorstellen – kämpfen Sie sich mit der Machete durch den Dschungel und entdecken versteckte Wasserfälle?

(lacht) Naja! Ich denke erstmal bezieht sich das auf die Idee, diese Art des Reisens, die es so nicht gab. Ich habe das „Erlebnis-Luxus“ genannt. Also das Fokussieren auf das individuelle Erleben, und nich das Beschränken auf das logistische Verknüpfen von Flug, Hotel, Transport zum Sightseeing. Manchmal geht das schon in „Richtung Machete“, denn man braucht natürlich das Wissen und die Erfahrung vor Ort.

Darum reise ich sehr viel, und manchmal schlage ich mich für eine neue Idee auch durch den Dschungel, na klar! Was man sich vielleicht gar nicht so klar macht, ist die große Bedeutung der beteiligten Menschen.

Das sind alles Pioniere, die gegen den großen Trend Massentourismus und Standardisierung und möglichst billig mit viel Herzblut und Idealismus Orte schaffen, die berühren. Ich reise insgesamt mehr, um Menschen zu treffen und ein Netzwerk aufzubauen, als um neue Strände zu erkunden.

Es ist absolut essentiell, dass die ganze Idee vor Ort auch wie geplant umgesetzt wird. Da kommt es auf Details an – und darum auf Menschen, die diese Philosophie mit mir teilen.

Lassen sich solche Erlebnisreisen auch mit der Familie oder in einer Gruppe machen?

Klar! Das ist sehr empfehlenswert, denn es schweißt die Freude und Familienmitglieder noch mehr zusammen, intensiv gemeinsam zu erleben, Neuland zusammen zu meistern.

Vor allem mit Kindern finde ich es absolut empfehlenswert, so zu reisen, dass „was mitschwingt“. Kinder sind so offen und neugierig und aufnahmefähig, die machen es uns richtig vor, wie’s geht! (lacht) Die wollen was erleben, die erzählen danach noch ewig von den Drachen auf Galapagos oder dem selbstgeangelten und frittierten Piranha im Amazonas.

Meine Söhne haben stundenlang mit mir die Angriffstaktiken der Spanier in Peru und die Verteidigungsstrategien der Inka diskutiert. Und ob ich auch glaube, dass an den neuesten Erkenntnissen, dass Machu Picchu die Universitätsstadt des gesamten Inkareiches war was dran sein könnte. Und warum.

Sie sagen, Reisen macht nachhaltig glücklich. Warum eigentlich?

Es gibt eine Art des Reisens, die inspiriert, die euphorisiert. Und das hat viel mit Loslassen, mit Konzentration auf das Wesentliche zu tun. Und mit dem Erleben von Neuem, dem Unbekannten.

Denn das führt auch zu unbekannten Denkstrukturen, neuen Empfindungen. Zu diesem Kribbeln. Das zu erleben ist Glück. Das zu teilen mit dem Partner, den Kindern ist unvergesslich.

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