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„Das Motorrad, eine Kombination aus Kamel und Geländewagen“

Das Motorrad, eine Kombination aus Kamel und Geländewagen
Das Motorrad, eine Kombination aus Kamel und Geländewagen
Natur erleben - Michael Martin hält seine Leidenschaft mit der Kamera fest. Foto: Michael Martin/privat

Er ist Fotograf, Forschungsreisender, Abenteurer: Michael Martin

Seit über 30 Jahren bereist Michael Martin die Wüsten dieser Erde – meistens mit dem Motorrad. Warum, erzählt er im Interview.

Was bewegt Sie dazu, wochenlang durch trockene, menschenleere, heiße Wüsten zu fahren?

Schon als Jugendlicher hat mich die Ästhetik von Wüsten angesprochen, die Reduziertheit und die Konzentration auf das Wesentliche haben mich sehr fasziniert. So kam es auch, dass dies meine Fotos von Anfang an geprägt hat. Zudem bin ich Geograf, und in der Wüste kann man quasi in dem Buch der Erdgeschichte blättern.

Bitte gehen Sie näher darauf ein.

In der Wüste gibt es keine Vegetation, die Menschen haben nicht alles umgegraben. Wüsten sind rein, unberührt, intakt und nehmen zusammen mit den Polargebieten fast die Hälfte der Erdoberfläche ein. Und natürlich spielt auch der Abenteuerfaktor, das Reisen an sich, eine große Rolle, denn jede Reise ist eine neue Herausforderung. Die Kombination aus Fotografie, Geografie und Abenteuer zieht mich seit 30 Jahren immer wieder in die Wüsten unserer Erde.

Wie kam es dazu, dass das Motorrad so eine wichtige Rolle bei Ihren Expeditionen spielt?

Meine erste Reise in die Wüste war als 17-jähriger Junge, mit einem Mofa, in Südmarokko. Danach war ich zehn Jahre in der Sahara mit dem Auto unterwegs. Irgendwann wurde mir das einfach zu langweilig, ich wollte meine Reisen spannender machen und näher an Land und Leuten sein. So kam es, dass ich mich an meinen Motorradführerschein erinnert habe.

Und wie ging es weiter?

Ich bin dann 1991 mit dem Motorrad durch Süd- und Ostafrika gefahren, und schnell wurde mir bewusst, dass das Reisen so viel intensiver ist.

Inwiefern?

Man ist einfach näher dran, wird nicht mehr durch eine Scheibe von Land und Leuten getrennt. Man spürt jeden neuen Geruch, jeden Windhauch, jeden Temperaturunterschied. Ein Motorrad ist für mich die beste Kombination aus Kamel und Geländewagen.

Welche ist Ihre Lieblingswüste?

Die Sahara. Leider ist sie derzeit aus Sicherheitsgründen kaum bereisbar. Aber auch in der Atacamawüste war ich schon sehr häufig. Auch wenn es dort sehr trocken und harsch ist,  hat sie von der Reiseseite her sehr viel zu bieten.

Was ist das Besondere an Motorradreisen in Südamerika?

Es gibt keine großen bürokratischen Hürden, die Infrastruktur und Pisten sind sehr gut gepflegt und auch die Landschaften sind traumhaft und auf jeden Fall eine Reise wert, da sie sehr abwechslungsreich sind. Südamerika ist ideal zum Motorradfahren.

Bitte erzählen Sie uns von besonders spannenden oder gefährlichen Momenten auf Ihren Wüstenexpeditionen.

Die gefährlichsten sind solche, wenn man, natürlich ungewollt, in politische oder kriminelle Probleme hineingerät. Ich möchte Ihnen einige Beispiele nennen: In der Sahara war ich schon von Rebellen umgeben, die mir mit Maschinengewehren gedroht haben. Ich bin durch Minengebiete gefahren und im Iran zwischen Drogenhändler und die Drogenpolizei geraten.

Die spannendsten Momente kann ich Ihnen gar nicht nennen. Nach den Hunderten von Reisen, die ich unternommen habe, gibt es so viele unglaublich spannende, bewegende und intensive Augenblicke, dass ich mich nicht auf ein oder zwei beschränken kann.

Wie überleben Sie in der Wüste?

Die Strukturen in der Wüste sind viel mehr gegeben, als sich viele vorstellen können. In den Oasen gibt es Geschäfte, in denen man Spaghetti oder Fischkonserven nachkaufen kann, und dort findet man auch irgendeinen Schwarzhändler, der ein 200-Liter-Fass Benzin unter der Theke hat, oder auch korrupte Militärs verkaufen Benzin.

Mit Google Earth oder einem Reiseführer kommt man in der Wüste zwar nicht weit, doch dort, wo es Menschen gibt, gibt es auch Möglichkeiten. Im Laufe der Jahre entwickelt man auch einen gewissen siebten Sinn für solche Sachen, und ich bin bisher immer an Benzin, Wasser und Essen gekommen.

Welche Rolle spielt die richtige Ausrüstung?

Eine sehr große. Besonders das Motorrad an sich ist sehr wichtig, denn es muss die unterschiedlichsten Oberflächen befahren können und verlässlich sein. Ich persönlich fahre eine BMW R 1200 GS. Zudem muss es in meinem Fall für die Wüste ausgelegt sein, also mit großem Tank, Koffersystemen, verstärkten Stoßdämpfern und verstärkter Kupplung. Hinzu kommt eine gute Campingausrüstung – Zelt, Kocher, Isomatte, Schlafsack, GPS-Gerät. Die richtige Ausrüstung ist der Garant für jede Reise.

Wie bereiten Sie sich vor?

Ich habe immer eine grobe Route im Kopf, lasse mich vor Ort dann aber treiben und mich vom Licht und der fotografischen Situation inspirieren. Ich weiß am Morgen nie, wo wir abends schlafen werden, denn das richtet sich immer nach den Möglichkeiten, die ich zum Fotografieren habe.

Bitte erzählen Sie uns zum Abschluss von Ihrem aktuellen Projekt.

Das nennt sich Planet Wüste und ist der Vergleich zwischen Trockenwüsten und Polarregionen. In den vergangenen fünf Jahren habe ich 40 Reisen unternommen, war sehr viel mit dem Motorrad unterwegs, um dies zu verbildlichen. Im kommenden Herbst wird das Ergebnis veröffentlicht. Besuchen Sie www.michael-martin.de für Zusatzinformationen zu diesem Projekt.

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