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Ergonomisch Radfahren

Generell sollten Mensch und Fahrrad eine Einheit bilden. Grafik: Meilun/Shutterstock

Das Hinterteil schmerzt, der Nacken ist steif, Hände oder Füße werden taub. Viele Radfahrer kennen diese Beschwerden, die jedoch mit der richtigen ergonomischen Einstellung behoben werden können. Im Gespräch mit dem Experten für Sport-Ergonomie Dr. Kim Alexander Tofaute.

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Dr. Kim Alexander Tofaute

Experte für Sportergonomie

Was sind die häufigsten Beschwerden, die bei falsch eingestellten Fahrrädern auftreten können?

Laut einer Studie, die wir mit 1.000 Befragten durchgeführt haben, leiden rund 65 Prozent aller Radfahrer an Sitzbeschwerden. Das reicht von einem unangenehmen Druck bis hin zu starken Schmerzen. Aber nicht nur am Po, also im Muskulatur- und Weichgewebe, sondern auch im Damm- und Genitalbereich. Gerade Sportler oder Menschen mit empfindlicher Haut scheuern sich im Schritt wund. Andere spüren einen steifen Nacken, Schmerzen im Knie oder ihre Hände und Füße werden taub.

Woher kommen diese Beschwerden und welche Folgen können sie haben?

Theoretisch spricht man gern von der gut eingespielten Mensch-Maschine. Aber die Praxis sieht ganz anders aus. Das Fahrrad gibt es erst seit 200 Jahren. Der Mensch ist evolutionär eigentlich nicht auf dieses Gefährt eingestellt. Außerdem existiert seit rund 30 Jahren eine extreme Vielzahl an unterschiedlichen Fahrrädern. Allein beim Mountainbiking gibt es große Unterschiede, wie zum Beispiel Marathon-Rennen oder Downhill. Dieses breite Angebot ist toll, aber erschwert eben, das Fahrrad individuell auf den Einzelnen einzustellen. Zumal jeder Mensch körperlich unterschiedlich gebaut ist.

Die Folgen sind die erwähnten körperlichen Beschwerden. Dabei ist Radfahren ja eigentlich nicht schädlich. Ganz im Gegenteil. Es wird für den optimalen Ausdauersport und bewusst in der Rehabilitation, sowie gegen Herz-Kreislauf-Beschwerden eingesetzt.

Was kann man gegen die Beschwerden unternehmen?

Generell sollten Mensch und Fahrrad eine Einheit bilden. Dafür muss man die perfekte Sitzposition finden, die sich aus Sattel, Griffen und Pedalen im richtigen Winkel und Längenmaß zusammensetzt.

Am Fahrrad gibt es bestimmte Parameter oder Bauteile wie Sattelbreite, Rahmengröße, Lenker und andere, die eine Rolle spielen.

Diese Position ist allerdings individuell unterschiedlich und hängt von Faktoren wie Körperbau, Gewicht, Alter, Fitness oder Leistungsorientierung ab. In der richtigen Position arbeiten alle Muskeln im optimalen Arbeitswinkel zusammen.

Am Fahrrad gibt es bestimmte Parameter oder Bauteile wie Sattelbreite, Rahmengröße, Lenker und andere, die eine Rolle spielen. Ich vergleiche das immer mit den Zahnrädern einer Uhr, wo alle noch so kleinen Räder perfekt ineinander greifen, damit sie rund läuft.

Wie kann man das Rad für den täglichen Gebrauch ohne großen finanziellen Aufwand ergonomisch einstellen?

Für den einfachen Gebrauch gibt es die Regel, auf dem Sattel zu sitzen und die Ferse auf dem Pedal in der tiefsten Position mit durchgestrecktem Bein zu positionieren. Aber diese Regel ist sehr grob.

Besser ist es, sich beim Fachhändler beraten und ausmessen zu lassen. Es gibt jedoch auch spezielle Tools, die bei der Grundeinstellung von Sattel und Cockpit behilflich sind. Sogenannte Bikefitter bieten darüber hinaus sogar umfangreiche Bewegungsanalysen an.

Allerdings bieten die Kontaktpunkte zwischen Fahrer und Bike oft viel Verbesserungspotential. Stellt man zum Beispiel fest, dass Sattel oder Griffe Probleme bereiten, sollten diese unbedingt ausgetauscht werden. Beim Sattel ist, neben der richtigen Sattelbreite, auch die passende Ergonomie wichtig. Die meisten Fachhändler verfügen daher über Messgeräte, im Idealfall digitale, um die genaue Sattelbreite zu bestimmen. Manche Hersteller bieten auch ausgeklügelte Online-Tools zur Bestimmung des entsprechenden Sattelmodells in der optimalen Größe. Radfahrer mit Sitzbeschwerden sollten zudem auf einen Entlastungskanal achten. Bei Problemen mit den Handgelenken oder tauben Fingern empfehlen sich ergonomische Flügelgriffe.

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