Skip to main content
Home » Herbst und Winter » Ein Mann, der das Überleben zum Beruf gemacht hat
Herbst und Winter

Ein Mann, der das Überleben zum Beruf gemacht hat

Fotos: Privat

Fallschirmjäger, American Football Spieler, YouTuber und Survival Trainer: Otto(gerd) Karasch, berichtet über seine extremen Erlebnisse und erzählt uns im Interview, wie seine Vorbereitungen auf eine seiner außergewöhnlichen Touren aussehen.

Ottogerd Karasch

YouTuber und Survivalspezialist

Ob im tiefsten Dschungel Venezuelas, auf dem höchsten Berg im Iran, mit dem Kajak durch die Wildnis Kanadas oder zu Fuß durch das Eis Finnlands – ich liebe die Welt und habe schon viele Abenteuer erlebt.

Instagram: @ottobulletproof
YouTube: @ottobulletproof

Du hast schon viel erlebt und bist weit gereist. Hast du ein unvergessliches Abenteuer erlebt und was hat es für dich unvergesslich gemacht?

Es ist schwer zu sagen, ob es ein besonderes Erlebnis gibt. Ich liebe die ganze Welt und habe schon viele tolle Abenteuer erlebt. Ob im tiefsten Dschungel Venezuelas, auf dem höchsten Berg im Iran, mit dem Kajak durch die Wildnis Kanadas oder zu Fuß durch das Eis Finnlands – viele Erinnerungen sind mir besonders im Kopf geblieben. Ein besonderes Erlebnis war die Besteigung des Mount Roraima in Venezuela, in der Nähe der Angel Falls, den höchsten Wasserfällen der Welt. Der Weg führte durch Steppenlandschaften, Dschungel und unter Wasserfällen hindurch, bis wir eine verlassene Welt mit schwarzen Felsen und Kristallen erreichten. Für mich gibt es nicht das eine Abenteuer, ich kann vieles genießen, auch wenn es nur für einen Tag ist. Ich liebe einfach die Welt!

Hast du einen Tipp, wie man die eigene Komfortzone verlassen kann, um neue Abenteuer zu erleben?

Ich glaube, es fängt bei den kleinen Dingen an. Viele Leute denken erst an die Dinge, die sie vielleicht beachten müssen, wenn sie einen Ausflug in die Natur planen. Oder haben Angst vor Tieren wie Wildschweinen oder Füchsen.

Anzeige

Dabei kann man in Deutschland bedenkenlos in den Wald gehen. Natürlich muss man sich informieren, wo man zum Beispiel übernachten kann, aber dann kann der Ausfl ug oder das Abenteuer beginnen. Gemeinsam mit der Familie, den Kindern, dem Partner oder der Partnerin und Freunden in kleinen Schritten in die Natur zu gehen, ist wunderbar. Das Ziel könnte sein, 24 Stunden draußen zu verbringen und eine Übernachtung einzuplanen. In Deutschland gibt es so viele tolle Orte zu entdecken. Sei es die Mecklenburgische Seenplatte im Norden, ideal für Kajak- und Bootstouren, das Dahner Felsenland oder der Harz in Mittel- und Süddeutschland – oder sogar die Alpen. Suchen Sie sich einfach eine Tour aus und beginnen Sie mit kurzen Strecken in kleinen Etappen. Deutschland hat so viel zu bieten und ich persönlich liebe es, hier unterwegs zu sein.

Welche Herausforderungen birgt der Winter im Vergleich zu den anderen Jahreszeiten?

In arktischen Gebieten denken viele nur an Schnee und Eis, aber in Lappland gibt es viele Bäume, Flüsse und Seen. Die Vorbereitung erfordert eine andere Disziplin und spezielle Ausrüstung. Die Klimazone übt einen besonderen Reiz aus und strahlt eine wunderschöne Geborgenheit aus, aber du musst ständig in Bewegung bleiben oder ein Feuer machen können. Es herrscht absolute Ruhe, aber die Vorbereitungen bestimmen den Verlauf der Tour.

Da die Ausrüstung sehr wichtig ist, welche Dinge dürfen in deinem Rucksack auf keinen Fall fehlen?

Bei mir ist es der Feuerstahl, nicht das Feuerzeug, weil ich es liebe, damit Feuer zu machen. Und ich habe immer ein Stück Holz dabei, das mit Harz getränkt ist, um Feuer zu machen. Zum Beispiel aus Finnland, aber auch von anderen Orten – ich freue mich immer, Dinge von alten Touren auf der neuen Tour zu verwenden. Außerdem habe ich immer ein gutes Messer dabei und seit über zwanzig Jahren den gleichen Kochtopf. Heute gibt es wahrscheinlich viel leichtere und bessere, aber dieser Topf hat mich so viele Jahre begleitet und ich fi nde es schön, sagen zu können, dass dieser Topf schon überall auf der Welt mein Süppchen gekocht hat. Er ist zwar schon ziemlich zerbeult, aber ich denke, genau das ist das Schöne daran.

Wenn du an deine Anfänge zurückdenkst, was würdest du Outdoor-Anfängern und Leuten, die ihre ersten Abenteuer wagen, empfehlen oder mit auf den Weg geben?

Alles mitnehmen, auch die Strapazen, locker an die Sache herangehen, sich nicht zu viel Stress oder Angst machen. Ich sage mir immer: Das haben schon andere vor mir gemacht, also kann es nicht so schlimm sein. Den inneren Schweinehund zu überwinden, sich zu viele Gedanken darüber zu machen, ob man es schafft, das ist, glaube ich, das Wichtigste. Eine gewisse körperliche Fitness ist nicht schlecht, aber ich glaube, der Wille und die mentale Stärke zu sagen „Ich schaffe das! Und wenn es länger dauert“, ist genauso wichtig. Manchmal packt mich auch einfach die Abenteuerlust und die Freude, etwas Neues zu erleben. Jede Tour hat ihren eigenen Reiz und überall muss ich mir die Fragen neu stellen: „Schaffe ich es hier Essen zu bekommen? Schaffe ich die Strecke? Schaffe ich die Höhe, die ich überwinden muss? Ich bin immer voller Vorfreude!

Anzeige

Ich glaube, jede Anstrengung ist ein Geschenk! Wenn man den Berg hochklettert und denkt: „Warum tue ich das überhaupt?“ und wenn man dann oben steht und die Aussicht sieht und genießen kann. Jeden, auch schweren, Moment als Erlebnis mitzunehmen, mit anderen zu teilen und erzählen zu können. In meinem Beispiel haben wir uns bei einer Tour eine Woche durch den venezolanischen Dschungel gekämpft, der Aufstieg war extrem kräftezehrend, doch dann die Aussicht am Ende, auf Venezuela, Brasilien und Französisch-Guayana, genießen zu können – das war atemberaubend. Und der Weg ist es auch, der es am Ende besonders schön macht, denn mit dem Hubschrauber abgesetzt zu werden, macht es für mich nicht komplett und bringt sicher nicht das gleiche Gefühl.

Würdest du den Leserinnen und Lesern aus Sicht des Umwelt- und Naturschutzes einen Tipp geben, wie man der Natur etwas Gutes tun kann, wenn man draußen unterwegs ist?

Wenn man Feuer macht oder sein Lager baut, sollte man nicht so viel frisches Holz verwenden, sondern schauen, wo Totholz liegt. Ich habe auch immer, wenn ich im Wald unterwegs bin, einen Sack dabei, mit dem ich Müll oder Dinge, die andere auf dem Weg liegen gelassen haben, warum auch immer, aufnehme und zu Hause entsorge. Persönlich lasse ich mir auch immer ausrechnen, wie viel Co2 ich durch meine Reisen ungefähr verbraucht habe und forste das mit Bäumen wieder auf. Von allen Kooperationsanfragen lege ich immer einen Teil in eine Art Spendenkasse und entscheide gemeinsam in meiner Community, wohin das Geld gehen soll. Das war zum Beispiel für die Tierhilfe, für die Säuberung der Meere und das aktuelle Projekt ist das Geld zu sparen, eine Fläche zu kaufen, die brach liegt oder wo nur Wiese ist und diese Fläche gemeinsam mit der Community aufzuforsten.

Mein Anliegen ist es, Menschen, die vielleicht noch mentale Barrieren im Kopf haben, wie zum Beispiel, dass es draußen zu gefährlich ist, zu ermutigen, einfach rauszugehen.

Nehmt andere mit eurer Motivation mit, geht mit euren Kindern raus in die Natur und schafft gemeinsam unvergessliche Momente. Schlaft alleine oder mit der Familie unter freiem Himmel und auch mal nicht im Zelt, denn von solchen gemeinsamen Erlebnissen zehrt man ein Leben lang und diese kleinen Abenteuer sind meiner Meinung nach tausendmal nachhaltiger und besser als der nächste Freizeitpark.

Next article