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Sommer

Ohne Förderung wird die Wanderinfrastruktur verschwinden

Foto: JGA via Shutterstock.com

Interview mit DWV-Präsident Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß.

Wie beeinflusst der Klimawandel das Wandern?

Es gibt mehr Stürme, Waldbrände, Überschwemmungen sowie extreme Trockenperioden, die es Schädlingen einfach machen, unsere Wälder zu dezimieren. Das ist fatal für die Wanderinfrastruktur und das Landschaftserlebnis. 

Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß

Präsident des Deutschen Wanderverbands (DWV)

Konkret?

Der Klimawandel zerstört die Wanderwege-Markierungen, ganze Rastplätze und kleine Brücken, ohne die viele Wege nicht funktionieren. Denken Sie nur an das Eifel-Hochwasser im vergangenen Sommer. Da stand nichts mehr. Dazu kommt, dass das Wandern etwa in einem komplett zerstörten Wald keinen Spaß macht. 

Es gibt gravierendere Folgen des Klimawandels, als dass das Wandern nicht mehr so viel Spaß macht.

Auf den ersten Blick ja. Wenn wir aber berücksichtigen, dass der Wandertourismus einen erheblichen Wirtschaftsfaktor gerade im ländlichen Raum darstellt, dass das Wandern essenziell für die Gesundheitsvorsorge ist, dass Wandern für die Belange der Natur sensibilisiert und damit gelebter Naturschutz ist, ändert sich das Bild.

Der Klimawandel ist in vollem Gang. Was tun?

Noch können wir ihn verlangsamen. Auf www.wanderbares-deutschland.de bieten wir daher u.a. zu allen „Qualitätsgastgebern Wanderbares Deutschland“ Echtzeitinformationen zum ÖPNV. Per Mausklick erscheinen alle Haltestellen in der jeweiligen Region inkl. der aktuellen Fahrpläne. So kommen Gäste klimaschonend etwa zum Start einer Wanderung.

Dennoch. Der Klimawandel ist da, seine Folgen müssen gemanagt werden – oder?

Dafür wollen wir mit allen Waldakteuren zusammenarbeiten und etwa Förster und Waldbesitzer in ihrer Arbeit unterstützen. Insgesamt werben wir für Netzwerke wie im Harz, wo der Borkenkäfer riesige Waldflächen zerstört hat. Dort arbeiten der Forst, der Tourismus, der Nationalpark und der dortige Wanderverein, der Harzklub, zusammen. Es gibt Kommunikationsmaßnahmen, die das Bewusstsein von Gästen und Einheimischen für Klimaveränderungen schärfen. Aber auch ganz konkrete Maßnahmen, wie eine Pflanzaktion zur Unterstützung des Harzer Waldes. 

Die Probleme werden sich verschärfen. Zugleich schrumpft die Zahl der Personen, die sich ehrenamtlich für das Wandern und seine Infrastruktur engagieren…

… Auch deswegen fordert der DWV von der Politik eine institutionelle Förderung. Ohne wird die Infrastruktur mittelfristig verschwinden. Zudem muss die Koordinierung entsprechender Arbeiten gestärkt und finanziell ausgestattet werden. Der DWV rät zur Schaffung einer bundesweiten Koordinierungsstelle, die ehrenamtliche Strukturen stärkt, neue Betreuungsmodelle für die Wanderinfrastruktur erprobt und Digitalisierungsprozesse initiiert. Dazu müsste eine solche Koordinierungsstelle Grundlagenwissen erarbeiten und ein verlässlicher Ansprechpartner für Kommunen und Bundesländer sein. 

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