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Weine, Horsti und ganz viel Leidenschaft

Conny Ganß. Foto: Victoria Krafft

Ein Interview mit der Sommelière Conny Ganß.

Conny Ganß

Sommelière

Wann haben Sie die Liebe zum Wein entdeckt und wie genau kam es dazu?

Dass ich einmal als Sommelière arbeiten würde, hätte ich im Leben nie gedacht. Das liegt auch daran, dass ich tatsächlich vor Beginn meiner Ausbildung zur Hotelfachfrau mit 16 Jahren keine Ahnung hatte, dass es diesen Beruf überhaupt gibt. Ausschlaggebend war mein damaliger Chef, in dessen Hotel in Bad Reichenhall ich meine Ausbildung machte. Definitiv ein Chef der alten französischen Schule und ein großartiger Gastgeber. Er legte sehr großen Wert darauf, dass, egal ob Service oder Küche, wir das Thema Wein wirklich verstehen, damit wir am Gast souverän empfehlen können. Damals dachte ich nur „okay, logisch, dass wir uns auskennen müssen; gehört zur klassischen Hotelfachausbildung dazu, über Wein was zu wissen.“

Was hat Sie zur Sommelière-Ausbildung geführt?

In meinem ersten Job nach der Ausbildung in einem Sterne-Restaurant in Österreich merkte ich recht schnell, dass mein Wissen über Wein viel mehr als nur Basiswissen ist. Also beschloss ich, weiter den Weg in der Weinwelt zu gehen. Mit 22 habe ich dann meine Ausbildung zur Sommelière begonnen und erfolgreich abgeschlossen. Rückblickend kann ich sagen, dass ich bis heute dankbar bin, diesen wunderbaren Chef in meiner Ausbildung gehabt zu haben. Wer weiß, welchen Weg ich sonst gegangen wäre.

Wie kam es dazu, dass Sie mit Ihrem VW-Bus Weinanbaugebiete bereisen? 

Als Sommelière darf ich verschiedenste Länder und Leute kennenlernen. Noch dazu auf schönste Art und Weise – durch Genuss. Wein ist für mich aber mehr als „nur“ Genussmittel. Weine sind Geschichten, verpackt in flüssiger Form. Genau diese Geschichten hinter und um den Wein möchte ich erfahren. Nur durch Reisen und In-Bewegung-bleiben, kann man diese extrem dynamische und vielfältige Welt des Weins greifen und die Geschichten erfahren. Dabei reise ich am liebsten mit meinem Bulli „Horsti“. Mit einer Spitzengeschwindigkeit von 80 km/h hat man immer recht viel Zeit, die Landschaft voll und ganz wahrzunehmen, und mein Bett, Weingläser und ein Kühlschrank sind immer dabei. 

Conny Ganß. Foto: Victoria-Krafft

Was war Ihr schönster Moment dabei? 

„Den“ Moment gibt es gar nicht – es sind so viele. Aber eine Situation bringt mich immer zum Schmunzeln. Als ich mit meinem Bulli durch Frankreich fuhr, musste ich einmal in der Dunkelheit irgendwo im Rhône Tal einen Stellplatz für die Nacht finden. Nach ewiger Suche fand ich auf einem kleineren Berg eine Art Parkbucht. Am nächsten Morgen bin ich aus meinem Bulli gestiegen und habe erst dann überrissen, dass ich mitten in einer der steilsten Weinbergslagen in Frankreich geparkt habe. Um mich rum alles voller Weinreben und zu meinen Füßen das Rhônetal. Bester Frühstücksplatz in meinem Leben.

Was bedeutet für Sie Weingenuss?

Eine genussvolle Zeit mit Menschen zu verbringen – egal zu welchem Anlass, an welchem Ort, in welcher Konstellation. Sobald Menschen an einem Tisch bei gutem Essen und Trinken zusammenkommen, ist diese bereichernde Zeit Genuss pur.

Welcher ist, Ihrer Meinung nach, der Sommerwein 2022, und warum?

Rosé in allen Facetten! Völlig egal, ob der Rosé aus Frankreich, Deutschland oder Italien kommt.. Endlich wird Rosé bei immer mehr Leuten als ernsthafter Wein, was er ja auch ist, wahrgenommen und bringt viel Freude ins Glas.

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