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Sommer

Zu Fuß durch den Dschungel

Fotos: Privat

Auf meinen Social Media Kanälen nehme ich euch mit zu abenteuerlichen Dschungel Expeditionen, sportlichen Challenges und an unentdeckte Reiseziele

Im Interview:
Yvonne Pferrer

@yvonnepferrer

⇢ actress & globetrotter
⇢ unique outdoor adventures

Wie bist du auf die Idee gekommen, die Reise durch den Dschungel anzutreten?

In dem letzten Jahr war ich an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich nach einer neuen „Challenge“ gesucht habe. Ich wollte etwas für mich allein machen und eine Reise antreten, bei der ich an meine Grenzen gehen kann, um mich selbst noch besser kennenzulernen. Die spektakuläre Natur und die atemberaubende Dimension der Dschungellandschaft fasziniert mich seit vielen Jahren. Für mich hat sich immer nur die Frage gestellt, wie man so eine besondere Reise umsetzen kann. Eine Freundin von mir ist mit zwei Gründern einer Abenteuerorganisation befreundet und hat mir direkt den Kontakt vermittelt. Beide kommen ebenfalls aus Köln und so sind wir ins Gespräch gekommen. Hier war die Expedition durch den Darién Gap, den Dschungel Panamas, schon fester Bestandteil des Programms. Somit war es beinahe ein Zufall, dass ich bei dieser Tour dabei war.

Was hat dich daran am meisten gereizt?

Definitiv die Natur. Ich habe unglaublich viele Dokumentationen über den Darien Gap gesehen und ja auch selber viele Bilder und Videos gemacht: Doch die Realität kann man so einfach nicht übertreffen. Diese unglaublichen Ausmaße des Regenwaldes, die vielen exotischen Pflanzen, dass ganz besondere feucht-warme Klima und die vielen Bäche und Flüsse sind einfach nur faszinierend. Viele Leute haben ja Angst vor den ganzen Tieren, die dort im Dschungel unterwegs sind, aber mich begeistert auch das total. Es ist einfach etwas anderes, wenn man eine Landschaft zu Fuß durchquert und man sich den Weg jeden Tag Schritt für Schritt erkämpfen muss.

Wie hast du dich auf die anstrengende Tour durch den Dschungel vorbereitet?

Die Vorbereitung hat mehrere Wochen gedauert: Ich habe angefangen, zwei bis dreimal die Woche zu trainieren und mit Gepäck wandern zu gehen. Ich bin mit einer geringeren Last gestartet, am Anfang waren es nur 10 kg und bin dann nach ca. 6 Wochen mit 30 kg Gepäck allein auf die Zugspitze gewandert. Ich wollte einfach vor der Reise für mich wissen, ob ich dieser Belastung standhalten kann. Nach den ganzen Wochen habe ich mich mit meinem Equipment vertraut gemacht. Es hat am Ende alles perfekt zu mir und meinem Körper gepasst.

Mein absoluter Vorteil ist aber natürlich die vielen Reisen der letzten Jahre! Ich konnte bei den Roadtrips mit unseren Vans und auch bei vielen anderen ausgefallenen Touren immer wieder Neues erleben. Beim Reisen passiert immer etwas Unvorhergesehenes: Von einer Reifenpanne in Nordafrika bis zu kalten Temperaturen im Dezember in Finnland. Man wird stetig herausgefordert und somit mental stärker.

Dieser Gedanke, immer eine Lösung finden zu können, egal wo man gerade ist, mutig zu sein und sich Herausforderungen zu stellen, kann man nur unterwegs trainieren.

Hat deine Vorbereitung gereicht oder war es vor Ort nochmal deutlich anstrengender, als du es dir hättest vorstellen können?

Ich hatte am Ende das Gefühl, dass ich für die Tour gut vorbereitet bin. Wir waren mit 10 Leuten in einer Gruppe unterwegs und man konnte sich gegenseitig unterstützen. Der Veranstalter hat Local Guides vor Ort, die die Landschaft kennen und mit den Menschen im Darien Gap in Kontakt sind.

In der Gruppe habe ich mich sehr wohlgefühlt.

Die Anstrengung war natürlich doch sehr groß und es kommen immer Themen wie Magen Darm Probleme hinzu. Überall sind Kakerlaken, die Keime auf dem Essen und der Kleidung verteilen und das Wasser ist natürlich nicht so sauber wie in Europa. Daher war ich ein paar Tage körperlich etwas schwächer, konnte mich aber zum Glück langsam an die Belastung gewöhnen. So etwas kann man leider nie ausschließen.

Wie sah ein „typischer“ Tag im Dschungel für euch aus?

Jeder Tag war sehr ähnlich strukturiert. Man steht morgens auf, packt das Equipment zusammen und räumt das Lager. Es gibt auch unterschiedliche Rollen innerhalb des Teams. Einzelne hatten immer mal wieder Küchendienst oder die Aufgabe, die anderen morgens zu wecken. Anschließend wurde das Essen eingepackt und dann ist man den ganzen Tag in Bewegung, um möglichst viel Strecke zu machen.

Abends wird dann wieder das Lager aufgeschlagen. Besonders wichtig ist das tägliche Waschen und Reinigen von Körper, Kleidung und Equipment. In der feuchten Natur muss man da besonders drauf achten. Nach dem Abendessen war man dann einfach nur müde und froh, die Nacht etwas Schlaf zu bekommen.

Was war während der Tour die größte Herausforderung für dich?

Für mich war die größte Herausforderung, keine Bezugsperson dabei zu haben. Während des Marschs am Tag war das kein Problem. Bei der Anstrengung konnte man sich ohnehin nicht unterhalten. Aber abends hatte ich dann so viele Eindrücke gesammelt, dass ich sie sehr gerne mit jemandem geteilt hätte. Ich war müde, man war emotional auch sehr belastet, da die körperlichen Strapazen und das Klima im Dschungel eine große Herausforderung sind. Hier hat es mir sehr gefehlt, mich mit jemandem, den ich gut kenne, auszutauschen. Bei den meisten anderen Reisen der letzten Jahre ist mein Partner Jerry mit dabei gewesen und wir haben unglaublich viel gemeinsam erlebt. Das ist unterwegs eine große Erleichterung und macht unsere Beziehung auch so besonders.

Vor Ort habe ich im Laufe der Tage aber jemanden in der Gruppe kennengelernt, mit dem ich mich gut verstanden habe. Das war dann eine große Erleichterung. Man konnte den Gedanken dann doch freien Lauf lassen und sich austauschen.

Gab es auch Momente, in denen du die Entscheidung, die Tour überhaupt zu machen, bereut hast?

Ja, an einem Punkt habe ich die Reise sehr bereut. Wir waren im Juli während der Regenzeit unterwegs. Die vielen angestiegenen Flüsse und Bäche machen die Route unberechenbar. Der Dschungel ist nicht wirklich erschlossen und man bahnt sich den Weg so durch die Landschaft, wie es möglich ist. Dabei gibt es aber natürlich eine geplante Route, an der man sich entlanghangelt. An einem Punkt mussten wir dann leider doch stark vom geplanten Weg abweichen und auch den Local Guides war nicht ganz klar, wo wir unterwegs sind.

Wir mussten an dem Tag frühzeitig unser Lager aufschlagen, weil wir Spuren von anderen Menschen entdeckt hatten. Tourismus ist in dieser Region kein Thema: Es gibt aber viel Drogenhandel und Waffenkriminalität. Man wird auch als Reisegruppe verdächtigt und die Wahrscheinlichkeit, durchsucht zu werden, in einen Konflikt zu geraten, ist relativ hoch. Das kann dann doch sehr gefährlich werden und bisher war ich auch noch nie in so einer Situation.

Falls ja, was hat dir in solchen Momenten geholfen, weiterzumachen?

Du kannst nicht abbrechen und es gibt einfach keinen Plan B. Dann heißt es ruhig bleiben, durchatmen und irgendwie den Mut fassen, weiterzumachen.

Wenn du auf deine Reise zurückblickst: Inwiefern prägt sie dich bis heute?

Das Gefühl danach: Es geschafft zu haben. Das Ziel, diese Reise zu schaffen, hat sich von der ersten Idee bis zum Schluss oft „unerreichbar“ angefühlt. Dieser Moment, in dem man realisiert, dass man es aus eigener Kraft heraus geschafft hat, ist einfach unbeschreiblich. Noch Tage und Wochen danach war ich zu 100% ausgeglichen und zufrieden.

Man ist einfach mit sich selbst ein kleines Stück mehr im Reinen.

Gab es ein schönes Erlebnis vor Ort, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Das Ende der Reise ist mir daher auch am besten in Erinnerung geblieben. Der Darien Gap ist ein unglaublich dicht bewachsener, beeindruckender Regenwald mit einer Vegetation, die wenig Licht bis zum Boden kommen lässt. Man wandert tagelang durch das nasse Halbdunkel und fühlt sich wie in einer anderen Welt gefangen.
Am letzten Tag haben wir unser Ziel, ein unglaublich schöner Strand am Meer erreicht. Es hat geregnet und ich habe einfach im Meer gelegen und auf diesen riesigen grünen Dschungel zurückgeschaut.

Was hast du im Dschungel über dich selbst gelernt?

Für mich war es eine großartige Erfahrung zu wissen, dass ich das alles aus eigener körperlicher Kraft geschafft habe und auch in dieser Ausnahmesituation einen ruhigen Kopf bewahren konnte. Dieses Gefühl wird mich im Alltag, aber auch auf viele anderen Reisen begleiten.

Diese Extremsituationen reizen mich und das kann man so zuhause einfach nicht erleben.

Was glaubst du muss man mitbringen, um so eine Tour, die ja mit extremen körperlichen und psychischen Herausforderungen verbunden ist, zu meistern?

Du musst es einfach selber wollen. Nur für dich. Du musst deine Situation finden, damit du die nötige Kraft aufbringst, die ganzen Vorbereitungen und das Training durchzuhalten. Am Ende musst du für dich ganz klar sein, was dich Motiviert diese mentale Stärke mitzubringen, um alle Herausforderungen meistern zu können.

Ich habe mich im Vorfeld aber natürlich mit anderen Leuten ausgetauscht, die bereits im Darien Gap unterwegs waren. Ich habe mit Biologen und Experten von Greenpeace gesprochen, um herauszufinden, was man als Mensch in dieser Natur beachten muss, um respektvoll mit dem Ort umzugehen.

Außerdem habe ich mir im Vorfeld gut überlegt: Wie gehst du mit Ausnahmesituation um? Bist du gerade in der körperlichen und geistigen Verfassung so eine Reise zu machen? Mir sind dabei unzählige Momente eingefallen, in denen ich in den letzten Jahren schon an meine Grenzen gekommen bin. Doch diese Situationen habe ich auch gemeistert und sie haben mich stärker gemacht.

Am Ende muss man vor allen Dingen Mut mitbringen. Mut, um Neues zu entdecken, etwas zu riskieren, um das ganz persönliche Ziel zu erreichen.

Würdest du so eine Abenteuerreise noch einmal machen?

Definitiv ja! So eine Reise kann man nicht mit einem Urlaub vergleichen. Es ist schon ein ganz eigenes Abenteuer mit besonderen Herausforderungen. Das schafft man nicht dauernd, aber so einmal im Jahr kann ich mir diese Challenge gut vorstellen und freue mich schon auf kommende Expeditionen!

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